Institut für Philosophie


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Sozialontologie

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Beschreibung

Die Ontologie (vom altgriechischen τὸ ὄν, to ón ‚das Sein‘ und λόγος, lógos ‚Lehre‘) ist ein Teilbereich der Philosophie, der Fragen über die Natur der Existenz bzw. des Seins thematisiert. In der langen Geschichte der Disziplin wurden immer wieder Antworten sowohl auf sehr allgemeine Fragen wie z.B. „Was heißt Existenz und ist es dasselbe wie Sein?“, „Was sind die grundlegenden Kategorien der Wirklichkeit?“, „Welche Entitäten sind fundamental, und was heißt das?“, aber auch auf speziellere Fragen zur Existenz bestimmter Entitäten, wie z.B. „Gibt es Tische und andere solche Objekte wirklich?“, „Gibt es Zahlen?“, oder „Gibt es fiktive Entitäten?“ gesucht. In diesem Seminar beschäftigen wir uns jedoch hauptsächlich mit dem relativ jungen Bereich der Sozialontologie, in der Fragen über die Existenz und Natur solcher Entitäten wie u.a. soziale Gruppen (wie Familien oder Gesellschaften), kollektives Denken und Handeln, Institutionen, Race und Gender, und Geld diskutiert werden.

Wir beginnen mit der Frage, was Ontologie ist und wozu sie gut sein soll, indem wir die Entwicklung einiger wichtiger Ansätze zum Ziel und zur Methode der Disziplin im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts verfolgen. Nach dieser kurzen Einführung wenden wir uns John Searles Theorie der sozialen Wirklichkeit zu (Literatur: Wie wir die soziale Welt Machen, Suhrkamp). Für Searle, einen der einflussreichsten Autoren auf diesem Gebiet, steht die Sozialontologie in direktem Zusammenhang mit der Frage, die er als die Grundfrage der zeitgenössischen Philosophie überhaupt ansieht: „Wie gelingt es (sofern es überhaupt möglich ist), eine gewisse Auffassung von der physikalisch, chemisch und im Sinne der übrigen Basiswissenschaften beschriebenen Welt mit den Dingen in Einklang zu bringen, die wir über uns selbst als Menschen wissen oder zu wissen glauben? Wie ist die Existenz von so etwas wie Bewußtsein, Intentionalität, Willensfreiheit, Sprache, Gesellschaft, Ethik, Ästhetik und politischen Pflichten möglich, wenn das Universum aus nichts weiter besteht als physischen Teilchen in Kraftfeldern?“

Searle entwickelt ein erstaunlich einheitliches Bild der sozialen Wirklichkeit, demzufolge alle so genannten sozialen oder institutionellen Tatsachen auf eine einzige Besonderheit des Menschen zurückzuführen sind: „daß Menschen die Fähigkeit haben, Gegenständen und Personen Funktionen zuzuweisen, die derart sind, daß diese Gegenstände und Personen nicht allein aufgrund ihrer physischen Struktur dazu imstande sind, diese Funktionen zu erfüllen.“ Somit hängt die Existenz der sozialen Realität gänzlich von seinem Status als kollektiv (und subjektiv?) Anerkanntes ab – und dennoch meinen wir, dass Aussagen wie „Angela Merkel ist Bundeskanzlerin.“ objektiv richtig sind und objektive Tatsachen beschreiben. Searle versucht mit seiner Theorie, diese und andere scheinbare Paradoxien aufzulösen und damit zu erklären, wie unsere soziale Realität aus den „Grundtatsachen“ der natürlichen Welt hervorgeht und von ihnen ontologisch abhängig ist, ohne vollständig auf sie reduzierbar zu sein.

Danach bleiben uns im neuen Jahr noch einige Sitzungen für weitere Themen, die sich an den Interessen der Studierenden orientieren; einige Möglichkeiten wären ontologische Fragen zu Race und Gender, Geld oder kollektives Handeln, u.a. Zur Erlangung von Leistungspunkten müssen mehrmals während des Semesters schriftliche Antworten (1-2 Seiten) auf Fragen zu den Pflichtlektüren hochgeladen (4 ECTS) oder eine Hausarbeit im Umfang ca. 4500 Wörter eingereicht werden (5 ECTS). Alle erforderlichen Texte werden auf Stud.IP zur Verfügung gestellt.

Weitere Angaben

Veranstaltungsart: Seminar (Offizielle Lehrveranstaltungen)
Veranstaltungsnummer: 8.4352
Ort: 93/E07: Mo. 10:00 - 12:00 (14x), 93/E09: Donnerstag, 27.01.2022 12:00 - 16:00
Zeiten: Mo. 10:00 - 12:00 (wöchentlich), Ort: 93/E07, Termine am Donnerstag, 27.01.2022 12:00 - 16:00, Ort: 93/E09
Erster Termin: Montag, 18.10.2021 10:00 - 12:00, Ort: 93/E07

Studienbereiche

  • Philosophie > Veranstaltungen
  • Philosophie > Grundmodul Theoretische Philosophie
  • Philosophie > Grundmodul Praktische Philosophie